W wie Wintersteller und Wagemut - Wirtshaus

W wie Wintersteller und Wagemut

Du suchst für deine Geschäftsidee eine geeignete Location?
Dann ist dieser Klick vielleicht dein Glück und du hast gefunden, was du suchst: Mich.
Ja, ich stehe Habt-Acht.
Nein, ich bin nicht weggetreten.
Ganz im Gegenteil: ich freue mich auf neue Initiativen.

Ja, er war ein couragierter Mann mein Namensgeber Rupert Wintersteller. Kirchdorfer und Tiroler aus Leidenschaft, im Jahr 1809 Kommandant der Schützen vom Landgericht Kitzbühel und Schlüsselperson im Tiroler Freiheitskampf gegen Bayern und Napoleon. Wie beherzt er war, erzähle ich später, denn für meine Performance als Traditionshaus im schönen Tiroler Ort Kirchdorf hat seine Persönlichkeit nur am Rande Relevanz.

Kirche und Gasthof Wintersteller, (c) Philipp Reiter
Der zentral gelegene Gasthof Wintersteller

Ich, der Gasthof Wintersteller, stehe für mich selbst. Bin stolz auf die meine typische Unterländer Wirtshaus-Stattlichkeit, auf meinen Standort im Herzen von Kirchdorf, meine Zimmer, meine mehr als 100 Betten und mein Restaurant, das etwa 150 Sitzplätze hat. Obwohl ich seit 1999 kein Gastbetrieb mehr bin, gelte ich nach wie vor als Institution. Zu mir gehört eine Landwirtschaft mit Wald über 70 Hektar und so manches private und öffentliche Gebäude in Kirchdorf steht auf Wintersteller Grund. Natürlich hat das alles nun seine Richtigkeit, wurde gut verhandelt oder verpachtet und bestellt. Damit will ich nur sagen, dass ich eingebunden bin und relevant für vieles, was Kirchdorf ausmacht und zusammenhält: Lebenslust und Geborgenheit, Wertschätzung und Vielfalt, Tradition und Toleranz.

Sitzgruppe im Gasthof Wintersteller, (c) Philipp Reiter
Gastraum im Gasthof Wintersteller, (c) Philipp Reiter
Gemütlicher Gastraum im Gasthof Wintersteller

A Zuagang war immer in dem Haus

erzählt Irmgard Hunger, meine Besitzerin. Und damit untertreibt sie vielleicht sogar. Denn Action gab es mehr als genug! Meine früheren Eigentümer und Bewirtschafter, die Familie Waltl, betrieb jahrzehntelang eine Pferdezucht. Und schon damit habe ich für Highlights gesorgt! Einerseits züchteten und vermieteten die Waltls Noriker, die als Reit- und Arbeitspferde begehrt waren. Andererseits hielten sie Rennpferde. Noch heute erzählt man sich von den Pferdeschlittenrennen hinter der Pfarrkirche auf dem Wintersteller-Großfeld als spektakuläre und magische Events. Pferdebegeisterte aus dem In- und Ausland waren da, die Spannung war groß, es wurde gewettet, gejubelt, mitgefiebert, gelacht.

Zwei Hauswächter hatte ich. Einen hinten. Einen vorn.

Meine Zeiten waren abwechslungsreich. Ob Hochzeiten, Taufen, Begräbnisse, Vereinstreffen, Dorfbühne, Tanz und Geselligkeit – früher organisierte man fast alles hier bei mir. Mindestens so attraktiv wie die Pferde war meine Disco, der 5-Uhr-Tee, mein Tanzcafé! Die Creme de la Creme, Alt und Jung, Einheimische und Gäste, und natürlich auch Institutionen vom Militär bis zur Feuerwehr haben sich hier getroffen. Und auch heute erfülle ich einen wichtigen Zweck: Ich beherberge den Kirchdorfer Jugendtreff. Das vermittelt Zugehörigkeit, gibt das Gefühl von Heimat und hält mich jung und aufgeschlossen zugleich.

Bar im Gasthof Wintersteller, (c) Philipp Reiter
Die Bar – heute das Zentrum des Kirchdorfer Jugendtreffs

Was spricht gegen eine furiose Zukunft als ideenvernetzender Wirt? Nein, keine Illusion! Kirchdorf ist zwar ein Traum-Dorf. Aber dieser Traum ist Realität, denn Kirchdorf ist lebens- und liebenswert. Bunt und aktiv, beschaulich und spannend zugleich. Der Mensch steht im Mittelpunkt. Ob auf grüner Wiese, in kühlem Nass oder luftigen Höhen. In Kirchdorf geht es immer der Sonne entgegen, zu Fuß, auf den Schiern, per Bike oder Paraglide. Die Möglichkeiten, meine sanfte und dabei so herausfordernde Berg-Tal-Lifestyle-Heimat zu erleben, sind vielseitig und – dank der Nähe zu Deutschland – buchstäblich grenzenlos. Starten wir unsere Fantasie vielleicht in meiner Stube, die sich für Gruppen unterschiedlicher Größe reservieren lässt. Sie wäre für Feiern bis 18 Personen oder geschäftliche Treffen in intimem Rahmen ideal. Mein Foyer, die Schank, bietet Plätze für Genießer. Da entspannt man gut und gern mal ein paar Stunden am Stück! Und meine anderen Gastzimmer bieten Platz für größere Events. Meine Zimmer ließen sich variieren und wären vom Koasalauf bis zur Sommer-Frische-Berg-und-Bade-Saison gut gebucht.

Wandbild im Gasthof Wintersteller, (c) Philipp Reiter
Es gibt einige aufwendige Wandbilder im Gasthof Wintersteller

Nun noch, wie versprochen, ein Blick in die Vergangenheit: Ich wurde auf dem früheren „Seybaldlehen“, einer dem bayerischen Kurfürsten unterworfenen Grundherrschaft errichtet und bin vermutlich mit der „Tafern“ gemeint, die bereits 1280 in einem Besitzverzeichnis des Gerichtsbezirks Kitzbühel aufscheint und zum Kloster Raitenhaslach gehört. Erstmals schriftlich erwähnt werde ich 1579 als Besitz des Georg Rothmoser von Rupprechts Au. Von 1584 bis 1617 gehörte ich der, „Gösser“ genannten Familie Sälbl Leoniharden und danach 176 Jahre lang der Familie Bartholomee Hack´hl. 1793 bin ich als Besitz des Hansen Seybold und später seiner Tochter Maria dokumentiert. Diese ging mit Rupert Wintersteller einen Vertrag für ein Wirtshaus ein und bereits 1793 wird er im Steuerkataster als mein Wirt genannt.

Bild Rupert Wintersteller im Gasthof Wintersteller, (c) Philipp Reiter
Ein Portrait von Rupert Wintersteller

Womit wir bei meinem Namensgeber sind: Major Rupert Wintersteller, Spross einer wohlhabenden Familie von Großgrundbesitzern, Wirten und Schützenkommandanten, kam 1773 in Kirchdorf in Tirol zur Welt. Seine Familie besaß 17 Gebäude im Ort, darunter mehrere Gasthöfe und somit auch mich. 23jährig trat Wintersteller die Schützenlaufbahn an und genoss schon in jungen Jahren in seiner Talschaft und im ganzen Land großes Ansehen, denn er rückte bereits im 1. Koalitionskrieg 1796/1797 mit den Schützen vom Kitzbüheler Landgericht nach Welschtirol aus und kam als Leutnant mit der Großen Silbernen Tapferkeitsmedaille zurück. Als Schützenhauptmann war er dann eine zentrale Figur der Tiroler Freiheitskämpfe bis 1809. Als mutiger, maßvoller und emphatischer Mann passt er aber nicht ganz in das klassische Freiheitskämpfer-Bild und bleibt daher in der Geschichtsschreibung meist im Hintergrund. 1805, als die französisch-bayrischen Einheiten in Richtung Tirol zogen, war er mit seinen Getreuen bei den Abwehrkämpfen am Pass Strub erfolgreich. Am 11. April 1809 erhielt er von Andreas Hofer die Nachricht „Jetzt geht´s los“, worauf er mit seinen Schützen erneut ausrückte und es gelang, 10 000 Bayern unter General Wrede aufzuhalten. Allerdings folgte schon einen Tag später bei Erpfendorf ein neuerlicher Angriff, wonach ihm nur mehr der Befehl zum Rückzug blieb. In der Folge vom „Schönbrunner Frieden“ erkannte Wintersteller die Aussichtslosigkeit des Tiroler Widerstands und verzichtete auf eine Fortsetzung der Kämpfe, womit er die Gegend vor weiteren Gräueltaten bewahrte. Da die Bayern aber einen neuerlichen Tiroler Aufstand fürchteten, kam Wintersteller in Festungshaft und erst als die Bayern 1813 auf die Seite der Alliierten wechselten, konnte Kaiser Franz Joseph seine Freilassung erreichen. 1832 verstarb Rupert Wintersteller. Er war Vater von acht Kindern.

Ich, der Gasthof Wintersteller, kam an seinen Sohn Rupert II. und wurde 1843 an Georg Waltl verkauft. Ich blieb in der Familie und zuletzt hat mich Irmgard Waltl erfolgreich als Hotel „Wintersteller“ geführt. Nun, im Besitz ihrer Nichte Irmgard, bin ich, wie gesagt, gestiefelt und gespornt für neue, vielleicht deine, Ideen.

An Major Wintersteller erinnern ein Denkmal, die Wintersteller Kaserne, ein eigenes Wintersteller-Zimmer im Kirchdorfer Heimatmuseum „Metzgerhaus“ und natürlich ich, der Gasthof Wintersteller.

Ansicht schräg vorne des Gasthof Wintersteller, (c) Philipp Reiter
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